Als wir 1968 unsere erste studentische Wohngemeinschaft in Berlin-Kreuzberg gründeten, besorgten wir uns ein paar alte Apfelsinenkisten vom Wochenmarkt, die dienten als kleine luftige Komoden, Sitzmöglichkeiten, Tische und überhaupt alles, was man zum Leben braucht – zum Leben brauchten wir damals nur Luft und Liebe.
Die Zeiten haben sich geändert, der Vietnamkrieg ist lange vorbei, und die Ansprüche der jungen Menschen sind, begleitet von ganz anderen Kriegen in dieser Welt, doch deutlich angestiegen. Also, was braucht man als Single wirklich in seiner neuen kleinen Wohnung?
- Ein Bett wäre schön, aber eine Matratze auf dem Boden tut’s zur Not auch erst mal. Nicht ausreichend ist z. B. nur eine Sportmatte, sie ist auf Dauer dann doch viel zu hart, Du quälst Dich nachts mit Schmerzen in Schulter und Hüftknochen. Falls doch mal Besuch kommt, wären ein Doppelbett oder eine französische Liege oder eben zwei Matratzen sehr praktisch. Richtiges Bettzeug, also Laken und ansprechende Bezüge (muss ja nicht aus Seide sein), wäre schon chic, aber in einem alten Schlafsack friert man ja auch nicht.
- Eine kleine Garderobe mit Bügel im Flur und ein Regal vielleicht als Ablage für Mütze, Handschuhe, Schirm, das sind sehr praktische Dinge. Dazu sollten der Flur und auch die anderen Zimmer beleuchtet sein, d. h., ein paar einfache Hängeleuchten für die Decken sind wirklich recht wichtig. Aber auch an eine Stehlampe oder Schreibtischlampe sollte man jetzt denken.
- Im Wohn- oder Schlafzimmer brauchen wir einen Schrank mit Fächern für die Garderobe, Hosen, Hemden, Pullover, Unterwäsche, Socken, Schuhe usw., und mindestens ebenso wichtig ist eine Art Schreibtisch oder Sekretär, wo wir zumindest die im eigenen Haushalt anfallende Bürokratieflut abarbeiten können. Dazu gehören auch solche Kleinigkeiten wie Stifte, Papier, Briefumschläge, Briefmarken, Ordner, Locher, Schere, Klebstoff, Tesafilm & Co.
- Wer jetzt denkt, das ist doch alles altmodisches Zeug, hat ja recht. Neben dem Schreibtisch sollte auch noch ein PC oder Laptop mit Drucker und DSL-Router angeschafft werden, damit man auch in seiner neuen kleinen Wohnung arbeiten kann und sich mit dem World Wide Web verbinden kann.
- Nach dem Schlafen stehen wir auf und möchten ggf. in der Küche frühstücken. Im Sitzen ist das sehr praktisch, d. h., ein Küchentisch, wenigstens zwei Stühle und eine komplette kleine Kücheneinrichtung werden hier jetzt gebraucht. Wenn wir mal davon ausgehen, dass es in der Wohnung bereits einen Herd und eine Spüle gibt, die möglichst auch funktionieren sollten, wird aber darüber hinaus noch wenigstens eine Anrichte mit Unterschrank (zusätzlicher Hängeschrank oben wäre super) benötigt, wo man Teller, Tassen, Brettchen, Töpfe, diverse Bestecke, aber auch Reinigungsmittel, Putzlappen, Schwämme usw. unterbringen kann.
- Ein paar Sitzmöbel im „Wohnzimmer“ fehlen nun auch noch: Couch, Tisch, Sessel wären prima.
- Das Bad bzw. die Toilette gehören quasi zu den wichtigsten „Lebensräumen“. Ein kleiner Spiegelschrank mit Zahnbürste und Becher, ggf. Rasierapparat, Nagelschere, Nagelfeile, Wattestäbchen, Heftpflaster und Verbandszeug sowie Klopapier sind in der Tat fast überlebenswichtig. Und unbedingt die Handtücher nicht vergessen.
Ganz sicher wurden bei dieser spontanen Aufzählung noch wichtige Dinge vergessen. Dennoch wird hoffentlich klar, an wie viele kleine und große Dinge zu denken ist bei der Neueinrichtung eines Single-Haushalts. Und nun endlich zu den Kosten:
Sie lassen sich so allgemein schwer beziffern. Wer glaubt, jedes hier genannte Fitzelchen neu einkaufen zu müssen, liegt ganz schnell bei 50.000 Euro und mehr. Gott sei Dank leben wir heute in einer Überflussgesellschaft. Nur eine kleine Andeutung den Eltern, Verwandten und Freunden gegenüber, und es ergießt sich eine Flut von Tausenden noch brauchbarer Sachen über Deinen Kopf, etwas eigene Bescheidenheit voraus gesetzt. Die größten Kosten machen die ganz kleinen Dinge des persönlichen Verbrauchs aus. Dazu gehören sicher die neue Zahnbürste & Zahnpasta, Rasierklingen, Klopapier, Shampoo und Seifen, Büromaterial usw., aber auch die eigene neue Matratze oder ein neuer Kühlschrank oder gar die Waschmaschine gehen ins Geld. In sehr vielen Städten wurden inzwischen Sozialkaufhäuser eingerichtet. Dort steht kein Müll herum. Diese Häuser befolgen gewisse Qualitätsstandards, d. h., die Ware ist dort oftmals fast neuwertig und dennoch zu einem Spottpreis zu haben. Wer dort im Rahmen seiner Ersteinrichtung mal unterwegs ist, findet ganz sicher sehr gute Sachen zu kleinem Preis, die man ggf. sehr viele Jahre weiter nutzen wird.